Genau das habe ich mich gefragt, als ich in einer Fach-Gruppe ein Posting von Mirko gelesen habe. Er stellte sich nämlich – sehr korrekt, das ja inzwischen leider unüblich geworden – in dieser Gruppe vor. Und fragte. Ach ja, dachte ich, das ist doch bemerkenswert. Da outet sich jemand als Newbie, und bittet auch noch Erfahrenere um Hilfestellung.
MIRKO ist 34 Jahre alt, und kommt, wie ich, aus Duisburg. Ist ja per se schon mal gut 😉 Weil wir Duisburger unsere Logistik- Infrastruktur – bis auf die unzumutbaren Zufahrtsstraßen zum LogPort in Rheinhausen – fast für den Nabel Deutschlands halten. Son bisken stolz sind wir da schon.
Ich habe ihn erreicht während seiner Pause, weil er gerade unterwegs von Österreich wieder Richtung Heimat mit einem Plateau-Auflieger war. Mirko im Schnelldurchgang: 2019 Führerschein mit sog. beschleunigter Ausbildung. Direkt nach der Ausbildung war er bei einer niederländischen Spedition, die sich auf den Transport von Decken- und Wandplatten aus Beton spezialisiert hat. Das Unternehmen hat ihm den „großen“ Führerschein bezahlt, und Mirko war 2 1/2 Jahre dort. Wie er sagt, war es optimal zum LKW-fahren-lernen.

Vor kurzem wechselte er zu ST GE (Schwerlast-Terminal Gelsenkirchen). Dort hat man sehr gut zu tun, hat aber auch, wie eigentlich die ganze Branche, zu wenig Personal. STL hat im Herbst des Jahres Siefers Schwertransporte übernommen, im Zuge einer strategischen Investition. Man betreibt nun in verkehrsgünstiger Lage das Schwerlast- Terminal Gelsenkirchen.
Was bewegt nun einen Menschen, aus seinem alten Berufsleben als gelernter Fliesenleger auszusteigen, und als Kraftfahrer im künftigen Schwerlastverkehr einzusteigen? Ein anderer Beruf musste auf jeden Fall her, denn Mirko hatte direkt nach der Ausbildung einen schweren Verkehrsunfall. Ihm ist jemand mit 80 km/h in die Fahrertüre gefahren, und damit stand, nach fast zweieinhalb Jahren Rekonvaleszenz, der bisherige Beruf nicht mehr zur Debatte. Tja, sagt Mirko, wenn du zweieinhalb Jahre mit dir allein bist, hast du vieeeel Zeit zum Nachdenken. LKW-Fahren, vor allem Schwerlast-Fahren, das konnte er sich gut vorstellen, und er ist über eine Empfehlung an die niederländische Spedition gekommen. Die Basis wurde bereits in der Kindheit gelegt, denn: Mirko war schon immer fasziniert von LKW, bereits in Kindergarten und Schule. Zwei Onkel fahren LKW, und er ist oft mitgefahren.

Mirko sagt zu ST GE: „Ich bin von Stunde Null dabei, ich kann mit meinen Aufgaben wachsen, und nach und nach größere Transporte fahren lernen. Dieses Unternehmen habe ich dann auch ein Stück weit mit aufgebaut.“ Und: „Unser Team ist gut. Alle sind hilfsbereit, wenn ich mit meinen Fragen komme. Aber das Beste (und hier gerät er richtig ins Schwärmen) ist unser Disponent.“ Wieso, frage ich, was unterscheidet denn „deinen“ Disponenten von anderen? Mirko: „Die Zusammenarbeit zwischen dem Büro und dem Fahrer, das passt alles.“
„Nikolai behandelt mich sehr anständig, sagt BITTE und DANKE, geht menschlich mit mir um. Ich bin keine Nummer. Es werden auch seitens der Dispo Fehler eingestanden. Für diesen Menschen reißt man sich doch die Beine aus. Es wird miteinander gesprochen, nachgefragt, und es ist ein Kommunikationsfluß. Es läuft nicht immer alles rund, aber zu 95 %. Bei uns ist es echt ein angenehmes Miteinander, und wir gehen auf Augenhöhe mit einander um.„
Wenn ich das Gespräch mit Mirko Revue passieren lasse, dann sage ich ´mal: Diese Aussage von ihm, in Gelb hinterlegt*, das ist für mich des Pudels Kern. Fühlt sich der Fahrer anständig behandelt, hat er Freude an seinem Beruf. Denn das Fahren, das ist eine Berufung, das ist kein Job. Nochmal Mirko: „Identifikation mit dem Unternehmen ist extrem wichtig für mich. Ich kann hier alt werden, ich bin angekommen.“ O.k., es hört sich zwar lustig an, wenn dies jemand im zarten Alter von 34 sagt, aber: Ist der Fahrer bei einem guten Unternehmen angekommen, in erster Linie vertreten durch die Disposition, dann fühlt er sich gut aufgehoben. Und genau darauf kommt es an.
Seit drei Wochen fährt Mirko übrigens eine ganz neue SZM, abgeholt in Siegen bei BFS (DAF-Händler). Samstags, am vormittag wurde die Sattelzugmaschine dort abgeholt. Brandneu – Mirko strahlte richtig.


Dieser Mensch Mirko ist übrigens der 2. Vorsitzende – und so kriege ich jetzt den Bogen zu etwas, was ihm sehr am Herzen liegt – von TRUCKER for KIDS e.V. Man unterstützt dort schwerstkranke und behinderte Kinder bzw. deren Familien, auch in Form von Finanzspritzen, da oft Therapien und Anwendungen von den Krankenkassen nicht übernommen werden. Einmal jährlich findet der „Lichterglanz“ statt, ein großes LKW-Treffen auf dem Autohof SHELL in Bankum. Dazu bald mehr, denn Mirko möchte auch hier in NRW mehr für die TRUCKER for KIDS tun.
http://www.trucker-for-kids.de
Herzlichen Dank, Mirko, für das lange und interessante Gespräch mit dir. Mir hat deine Loyalität deinem Arbeitgeber gegenüber sehr gut gefallen, und wie du es gut auf den Punkt gebracht hast:
Warum fährt man LKW?
Weil Unternehmen + Kollegen auch für mich da sind.
Es ist keine Einbahnstraße.
Alle Fotos: Mirko
*Das mit der gelben Farbe und der schwarzen Schrift ist hoffentlich kein Fehler, wenn man über jemanden berichtet, der in einem Unternehmen arbeitet, das in einer AUSSCHLIEßLICH BLAU-WEIßEN Stadt beheimatet ist. Wenn das mal gutgeht *grins*
Werbung durch Nennen und/oder Verlinken von Namen und Marken