Schwerlast ist ein Business für sich. Und dann… gibt es noch rund um diese Branche weitere Berufe, wie z.B. die Fotografen.
Der eigentliche Transport an sich ist „DAS Eine“. Das, was nicht nur die Profis fasziniert, sondern auch „Normalos“, lebt nach dem Transport auch davon, dass uns Interessierten Fotos zur Verfügung gestellt werden. Weil es nichts Schöneres gibt – wenn man schon nicht live dabei sein kann – Fotos des Transportes an sich, Situationen: „Achtung, die Ampel! Das passt nicht“, bis „3 cm mehr wären auch schön“ über eine Fotostrecke mitzubekommen. Manchmal sogar mit dem Glück, dass da ein Chronist zu den Fotos auch noch das eine oder andere erzählt.
Es gibt da eine spezielle Spezies, die „Spotter“, die entweder als Amateure unterwegs sind, aber eben auch als Profis. Die Spotter sind schon ein Völkchen für sich. Mir erzählte vor kurzem Holger, BKF bei KAHL Schwerlast, dass er mit seinem Transport irgendwann abends auf den Rastplatz gefahren war, um sein Haupt zur Ruhe zu betten. Morgens öffnete er, noch völlig verschlafen und zerstrubbelt, die Gardine, und hatte sage und schreibe 11 Spotter direkt vor der SZM. Vor lauter Schreck hat er schnell wieder alles zugemacht, und sich erstmal „gerichtet“. 🥴
Erich Urweider, seines Zeichen Profi- Fotograf aus der Schweiz, ist in Sachen Schwerlast unterwegs. Ihm durfte ich einige Fragen stellen, die er mir auch brav beantwortet hat: Dankeschön, lieber Erich!

Erich, wie wird man eigentlich (Profi-)Fotograf? Hast du diesen Beruf gelernt?
Nein, ich bin gelernter Metallbauer, und hab später den Techniker höhere Fachschule gemacht. Alles unabhängig vom Fotografieren. Das Meiste war learning by doing – wer auf meiner Homepage sich mal die Bilder von vor 10 oder mehr Jahren anschaut, sieht sofort, dass kein Meister vom Himmel fällt. Das Fotografieren ist eben mehr ein Hardcore-Hobby, da ich hauptberuflich etwas völlig anderes mache.
Und warum ausgerechnet Schwerlast?
Ich interessiere mich, seit ich ein kleiner Junge war, für alles, was gross und schwer ist. Diese Faszination ist geblieben. Da lag es nahe, dass ich während meiner Berufsausbildung den LKW-Schein gemacht habe. Nach einigen Zwischenstationen fuhr ich auch eine Zeitlang Stückgut. Über ein Forum lernte ich einige Schwertransportbegleiter kennen, welche in der Schweiz Ausnahmetransporte, wie sie im Amtsdeutsch heissen, begleiten. Die durfte ich am Anfang begleiten. Dann kam mir zu Gute, dass ich vom Balkon aus direkte Sicht auf eine der Typ I-Routen der Schweiz habe, also den ein oder anderen Zufallstreffer landen konnte, indem ich aus dem Fenster schaue. Leider sind die Fahrzeuge heute so leise, dass ich sie nicht mehr höre wie früher.
Ganz platt: Kann man dich buchen? Oder schaust du, wie du an Transporte kommst, die es aus deiner Sicht wert sind, dokumentiert zu werden?
Beides! In der Schweiz werde ich hie und da gebucht, da die Firmen durchaus auch schöne Bilderdokumentationen Ihrer Transporte haben möchten. Allerdings sind nicht immer die Transportfirmen Auslöser für die Dokumentation, sondern:Die Auftraggeber brauchen Bild- und Videomaterial für Presse und Fernsehen.
Ich schaue auch selber, und verkaufe die Bilder dann auch auf Anfrage. Weiter mache ich jedes Jahr einen Kalender mit Schwerlastmotiven. Ebenso erhalten diverse Fachmagazine wie das Schwerlastmagazin Berichte und Fotos von mir. Ich höre übrigens oft von den Fahrern oder auch von Spediteuren: «Ach, das Kleinvieh musst du nicht unbedingt fotografieren!» Dabei können auch kleinere Transporte sehr spannend sein. Und auch die Fahrer haben in der Regel Freude an schönen Bildern.
Arbeitest du auch ausserhalb der Schweiz?
Jein! Die Kamera begleitet mich praktisch immer, und ich bin auch für Fachmagazine im Ausland im Einsatz. Allerdings ist es nicht immer einfach, den vor allem fehlen mir oft die Streckenkenntnisse. Im Elsass wurde ich schonmal für einen Spion gehalten. Anscheinend schauen sich manche Mitbewerber die Fahrzeuge der Konkurrenz sehr genau an… und ich hatte die falsche Kappe auf. 😉
Um nochmals auf die Streckenkunde zurückzukommen: Mein Ziel ist es, dem Transport nicht im Weg zu stehen, was mir auch meistens gelingt. Daher fahre ich oft auf parallelen Strecken, und sehe den Transport meist erst wieder einige Kilometer später. In den Alpen geht das aber oft nicht, weshalb ich dann auch auf die Begleitcrew angewiesen bin.

Ich habe Arbeiten von dir gesehen, u.a. den Transport eines Schiffsrumpfs, in mehreren Teilen, durch die Spedition Martin Brunner. Was war an diesem Transport denn Besonderes?
Nun, diesen Transport habe ich nur durch Zufall auf Facebook entdeckt. Auch ich brauche zwischendurch einen Wink 😉 Speziell ist, dass er trotz der enormen Breite auf der Autobahn unterwegs war, etwas, das in der Schweiz seltener vorkommt. Dazu kam, dass die Transporte am Samstagabend fuhren, und am nächsten Tag ein Familienfest anstand, weshalb ich auch nur den Start des Konvois fotografieren konnte, zumal ich die vorgegebene Strecke gar nicht wusste.

Hier noch einige Daten des Transports der http://www.brunner-transport.ch, die Erich Urweider freundlicherweise recherchiert hat:
Transportiert wurde ein halber Schiffsrumpf, aufgeteilt in 6 Teile. Dieser Schiffsrumpf wurde im Auftrag der Firma Shiptec aus Luzern (CH) in Gdansk (PL) vorfabriziert. Zur Kiellegeung – das ist der Moment, wenn der Schiffsbau offiziell startet – mussten die Teile von Polen rund 1.900 km nach Lausanne in der Westschweiz – dort spricht man Französisch – transportiert werden.
Eine Strecke für 6,30 m breite und 4,35 m hohe sowie 19,00 m lange Transporteinheiten zu finden, war nicht ganz so einfach. Zumal diese am Tag X dann auch fahrbar sein muss. Valentin Niesink, der verantwortliche Projektleiter, hatte schlussendlich rund 50 Leute zu koordinieren, damit alles reibungslos klappte.
Hier empfiehlt sich dringend ein Blick auf das Video, dass das Unternehmen hat drehen lassen: Transport für die Shiptec – unser Schwertransport Disponent erzählt aus seinem Alltag

Mein Dank geht an Erich Urweider
==> http://www.Urweider.com. Ich freue mich, auch zukünftig von dir im Foto festgehaltene Situationen und gute Fotos zu sehen! Und an die Chauffeure (was für ein schönes Wort! Das sagt es eigentlich, ist irgendwie mehr als „Fahrer“, oder?) von Brunner Transport geht ebenfalls mein Dank, denn das war irgendwie schon richtig Kino, nicht wahr?
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