MAN 41640 TGX TG3: Gute Fahrt, Holger!

Die Profis, die es kennen oder können, die gucken jetzt einfach mal weg. Und die anderen, die es interessiert, für die habe ich mich mal schlau gemacht, was denn so ein schicker MAN TGX TG3 alles hat und kann 🙂

Die nette Story dahinter:
Holger, mein kleiner Bruder, und als Schwerlast-Profi bei Mielke Logistik beschäftigt, und der Senior eben jenes Unternehmens sausten gemeinsam in die Niederlande, um den neuen MAN für Holger abzuholen. Der Chef hatte den Preis ausgehandelt, als die beiden eine Woche vorher zum Begucken beim Verkäufer waren. Holger, ganz pfiffig, hat direkt für die Kollegen noch eine leckere Kiste Heineken mit rausgeholt.

Eigentlich – dieses Wort ist ja schon eine Verneinung an sich – hatte ein Niederländer das Fahrzeug für ein Projekt gekauft, dieses Projekt – auch die Niederländer können so etwas – wurde aber mehrjährig verschoben. Und so kommt nun ein Noch-weisser MAN aus den Niederlanden mit, so meine Information, circa 900 km auf dem Tacho wieder zurück in die deutsche Heimat, ins Siegerland.

Sagt Holger zu mir: „Wo gibt es das denn, das der Chef dich mitnimmt, um deine fachliche Einschätzung vor Ort zu bekommen?“ Diese Story habe ich zum Anlaß genommen, mir von Holger einmal die Technik, die an so einem Fahrzeug verbaut ist, erklären zu lassen.

So wurde ein nahezu funkelnagelneuer MAN 41640   TGX TG3, mit einem 640 PS-Motor. gekauft. Es handelt sich um die 250 to-Version mit einer Push-and Pull-Kupplung (= Zug- und Schubkupplung). Im September 2020 fand die Vorstellung des neuen TG3 u.a. in Parchim beim MAN Truck & Bus Service Center statt.

Das weiße Powerteil hat eine sog. WSK (WandlerSchaltKupplung), ist also ein Fahrzeug mit einem automatisierten Schalt-Getriebe*. Dieses so genannte Wandler-Getriebe hat den Vorteil, ein bis zu 1,58-fach höheres Drehmoment möglich ist.

Achsen: 8×4, somit sind zwei davon Antriebsachsen, eine davon zuschaltbar.

Der Charme, wenn man von hinten schaut: Neben der Sattelplatte gibt es die Möglichkeit, z.B. eine Ballastpritsche aufzusetzen. Dieses Fahrzeug hat also die Möglichkeit, als Sattelzugmaschine zu arbeiten, kann aber auch Anhänger ziehen (grüner Pfeil). Eine kleine eierlegende Wollmilchsau 🙂

In gelb-rot links sieht man einen Anschluß, dieser ist für die Hydraulikpumpe. Über der eigentlichen Kupplung sieht man den Hilfsrahmen, der zur Aufnahme einer 2. Anhängerkupplung vorgesehen ist. Rechts, neben der Rückleuchte, ist in grün (über dem weißen kleinen Teil) der Rücklauf für das Hydrauliköl. Es handelt sich um eine Kreishydraulik.

Dieses Fahrzeug hat übrigens eine Permanent-Hydraulik. So kann jederzeit zugeschaltet werden, wenn z.B. beim Auflieger nachgelenkt werden muss. Ohne diese wunderbare Möglichkeit muss der Fahrer immer anhalten, um die Hydraulik zuzuschalten, weil das nicht während der Fahrt möglich ist.

1 unten ist ein 1000 ltr-Diesel-Tank. Dieser geht über die komplette Breite des Fahrzeugs. Dieser für mich eher merkwürdige Platz für einen Tank rührt daher, dass bei einem Fahrzeug dieser Bauart üblicherweise kein Platz an der Stelle ist, wo er sonst verbaut ist. Deshalb kommt der Tank in den Schwerlast-Turm. Klar, dass das Schwerste nach unten kommt 😉

2 Auf dem Tank gut sichtbar sind die Anschlüsse für Luft (Vorrat + Bremse), der Doppelschlauch ist der Hydraulik Ein- und Ausgang. Blau ist die Elektrik für ABS und Blinker. Die schwarzen Abdeckungen sind „Blind-Dosen“, in die man Kabel stecken kann, z.B. nach dem Absatteln, damit Ordnung herrscht.

3 Über dem Dieseltank sieht man gut den Hydraulik-Öl-Tank (links). Und rrrechts sind 4 Druckluft-Vorratsbehälter.

Ganz ganz oben ist ein Zusatzkühler mit Lüfterrad, und mit einem zusätzlichen Wärmetauscher (rotes Oval).

Ja, und dieses wunderbare Gefährt hat – man sieht es gut oben rechts – noch einen Doppelauspuff. Wie wunderbar, denn: ICH LIEBE VERBRENNERMOTOREN! (Egal, was ihr von diesen elektrischen Motoren mit all dem haltet, was da nicht ökologisch ist.)

Foto von vorne = Die Registerkupplung. Hat für den Fahrer den Nachteil: Es gibt keine Standklima-Anlage, ab Werk ist nur „Entweder oder“ möglich. Der Ursprungs-Besteller hat sich gegen eine Standklima-Anlage entschieden. Wie mein Steuerberater immer sagt: Einen Tod muss man sterben. So eine die fahrerische Lebensqualität verbessernde Standklima-Anlage kann man doch bestimmt nachrüsten?

Das Fahrzeug wird noch in MIELKE-Blau foliert, und mit Logo versehen werden, und zwar bei MAN in Siegen. Dafür müssen alle An- und sonstigen Bauten demontiert und wieder montiert werden. Lampenbügel, Staukisten und eventuell noch Side-Flaps sollen noch angebaut werden. Allerdings wartet man bereits seit zwei Wochen auf ein Angebot, zwitscherte mir ein Vögelchen. Viel zu tun? Personalmangel?

WENN dann irgendwann mal das Fahrzeug komplett fertig ist: Dann seht ihr einen ziemlich fröhlichen Holger mit seinem neuen MAN-4-Achser durch die Republiken die schweren Lasten ziehen oder schieben.

Nachsatz mit *
Das WSK bzw dessen Handhabung wird demnächst in einem Blogartikel separat beleuchtet.

Fotos: Holger Rybka

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